Liebe CREVELTER,

das Warten geht weiter. Der tägliche Blick auf Sieben-Tage-Inzidenz und Infektionszahlen gestattet leider immer noch kein erleichtertes Aufatmen. Die Virus-Mutation hat die von vielen vorhergesagte „dritte Welle“ losgetreten, demgegenüber läuft die vom Bund initiierte Impfkampagne immer noch zu schleppend.

Vor diesem Hintergrund entwickelt jeder seine eigene Strategie, der zunehmenden Müdigkeit zu begegnen: Zweckoptimismus, Jetzt-erst-recht und Augen-zu-und-durch sind derzeit die Devise. Das jedenfalls spiegeln die Gespräche wider, die wir jeden Monat führen. Corona ist allgegenwärtig: Selbst wenn das Virus und seine Begleitumstände nicht direkt thematisiert werden, bieten sie doch – wie das Wetter – immer ein Gesprächsthema, über das man sich einander nähern und verständigen kann. Trotzdem wollten wir diesen Monat eine Ausgabe zusammenstellen, die zumindest kurzzeitig Ablenkung schafft. Zwei Geschichten zeigen ganz besonders eindrücklich, dass es noch deutlich existenziellere Sorgen gibt, als geschlossene Gastronomie, ausbleibende Veranstaltungen und Kontaktbeschränkungen – ohne diese kleinreden zu wollen.

So haben wir die kleine Josie und ihre Eltern besucht (S. 06). Josie leidet am Angelman-Syndrom, einer seltenen genetischen Veränderung am Chromosom 15. Das Mädchen wird immer auf dem geistigen Entwicklungsstand einer Sechsjährigen bleiben und vermutlich nie mehr als zehn Wörter beherrschen. Demgegenüber zeigt sie – ebenfalls Begleiterschungen des Gendefekts – eine überdurchschnittliche Fröhlichkeit und ein geringes Schlafbedürfnis. Josies Eltern haben uns berichtet, wie das Leben mit Josie und der Gewissheit aussieht, dass sie ihre Tochter niemals in ein „normales“ Leben entlassen können werden. Nicht minder berührend sind die Geschichten aus Alexander Henes‘ Berufsalltag (S. 36). Als Leiter des Hospizes am Blumenplatz ist er tagtäglich von Sterbenden umgeben und wird dabei mit teilweise erschütternden Schicksalen konfrontiert. Wir wollten wissen, was für ein Mensch hinter dieser verantwortungsvollen Aufgabe steckt – und wie er seine Mission, einen würdigen Tod zu ermöglichen, in die Tat umsetzt, ohne dabei seine Lebenslust zu verlieren.

Leser, die konkretere, praktischere Hilfe benötigen, werden hingegen in unserem Haus & Garten-Spezial (S. 14 – 31) fündig: Wem angesichts des Lockdowns langsam, aber sicher die Decke auf den Kopf fällt, findet hier wertvolle Anregungen, wie er sich handwerklich und gärtnerisch austoben kann. Wenn die Lektüre unseres Magazins das Warten auf bessere Zeiten auch nur um ein paar Stunden verkürzt: Die Tipps, die Sie daraus mitnehmen, reichen ganz sicher für ein paar Tage. Vielleicht sieht die Welt danach schon besser aus. Das hoffen wir alle.

Viel Spaß beim Lesen,

Torsten Feuring, Michael Neppeßen und David Kordes

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